Sonntag, 24. Februar 2008

Quartz Reef Winery

An dieser Stelle eine kurze Vorstellung von Quartz Reef, der Weinbau- und Kellereibetrieb, in der meine Freundin Ihr Praktikum absolviert:

Hier werden die Traubensorten Pinot Noir und Pinot Gris (Blauer und Grauer Burgunder) angebaut und gekeltert. Insgesamt zählen zwölf Hektar Rebfläche zum Betrieb, weiters werden jedes Jahr Trauben von weiteren 18 Hektar angekauft. Den überwiegenden Teil vom Jahr erledigen eine handvoll Angestellte die Arbeit, die zum wesentlichen Teil aus dem Abfüllen der Weine in Flaschen und deren Versand besteht. Neben trockenen Weinen wird auch Sekt und Schaumwein hergestellt, ersterer aus roten Traubensorten, was an der Farbe des Endprodukts nur selten zu erkennen ist.

Quartz Reef Mitarbeiter

Kurz zum Foto: Wer glaubt, dass so der Alltag im Weinbau aussieht, der sei auf den Eimer hingewiesen, in den der schluckweise verkostete Wein zurückgespuckt anstatt geschluckt wird!

Quartz Reef erzeugt Weine, die sich von den typischen Produkten aus der Region dadurch unterscheiden, dass es keinen vermeintlichen Restsüsse- Eindruck gibt, das Säurespiel stellt sich im Abgang deutlich aber balanciert dar. "Vermeintlicher Restüsseeindruck", weil Weine, vor allem der Pinot Noir aus Central Otago, trotz des trockenen Ausbaus eine fast geisterhafte Süsse besitzen, die man vielleicht auf den ersten Schluck nicht wirklich wahrnehmen zu vermag.
Dem Umstand, dass die relativ kräftigen Rotweine aus der Gegend die primären Weinaromen naturgemäss stärker zur Geltung kommen lassen, verhilft ein mineralreicher, trockener Boden zur nötigen Transparenz im Buquett. Die Weine werden meist im kleinen Fass vergärt und erfahren eventuell eine Eiweiss- Schönung, bevor sie in die Flasche kommen. Die Verarbeitung bis hin zum Endprodukt basiert auf möglichst schonender Behandlung und nur unbedingt notwendigen, kleinen Korrekturen, um die ursprünglichen Aromen der Weintrauben im vergorenen Wein möglichst umfangreich und komplett zu erhalten.
Nicht zuletzt deshalb dürfte Neuseeland und Central Otago weltweit zu den besten Gegenden für Pinot Noir und Sauvignon Blanc zählen.

Pinot Noir Traube gut zwei Wochen vor der Lese

In den Weingärten werden eigentlich flächendeckend Schutznetze eingesetzt, die der Abwehr von Vögeln und Wildtieren dienen und bei Hagel auch einen geringfügigen Schutz bieten. Hier zählt das "netting" neben den Holz-, Laub- und Lesearbeiten zu den jährlichen Arbeitszyklen im Weingarten, der Pflanzenschutz stellt sich etwas unkomplizierter als z.b. im Weinviertel dar, erstens, weil sich Pilze wie der Mehltau in der relativ trockenen Gegend sehr schwer tun und wegen der Schutznetze und des kleineren Zeilen bzw. Stockabstands vorwiegend Flugzeuge für Rebflächen-Sprühungen verwendet werden. Der Einsatz von letzteren vermindert den jährlichen Arbeitsaufwand im Weingarten beträchtlich.

Geerntet wird, wie es bei Spitzenweinen üblich ist, per Hand. Um den kurzfristig hohen Bedarf an Erntehilfskräften zu decken, gibt es sogenannte "Wineyard Contractors", die den Winzern einen Personalpool an Arbeitskräften zu Verfügung stellen. Daraus ergibt sich eine win-win Situation für das meist ganzjährig angstellte Personal, das immer wieder in anderen Betrieben zum Einsatz kommt, wie auch für die Winzer, die es anderfalls schwer haben würden, relativ viele Angestellte das ganze Jahr über sinnvoll zu beschäftigen. Die Strategie dürfte sich rechnen, da die etwas teureren Arbeitskräfte auch auf den Weinbau spezialisiert und entsprechend routiniert sind und kurzfristig angemietet werden können, anders als typische Saisoniers z.b. in Österreich.
Hier in der Gegend wird übrigens meist zwischen Winegrower und Winemaker unterschieden, auch etwas anders als in unseren mitteleuropäischen Breiten.

Auf meiner Otago-Winelist stehen als Favoriten meist der Sauvignon Blanc, der Chardonnay wegen seiner hier so markant ausgeprägten Aromen und natürlich der Pinot Noir, an dessen Auswahlsmöglichkeiten hier nicht mangelt. Am meisten überrascht hat mich jedoch ein Riesling von Rippon, dessen Hersteller eine ganz eigene Weinbauphilosophie lebt, die sich in Geruch und Geschmack der Weine, zumindest in dem von uns getesteten Riesling, erfolgreich zu zeigen scheint. Doch dazu später mehr...